„Die Zusammenfassung aller an der Urgeschichte Interessierten“, das war der erklärte Hauptzweck der Arbeitsgemeinschaft für Niedersachsens Urgeschichte, die sich am 16. September 1932 im hannoverschen Provinzial-Museum gründete. Aus ihr erwuchs innerhalb kürzester Zeit eine der bedeutendsten archäologischen Vereinigungen Deutschlands – und ist es unter dem heutigen Namen Niedersächsischer Landesverein für Urgeschichte bis jetzt geblieben.

Der Landesverein gestern und heute: Lesen Sie hier ein Interview mit Dr. Stephan Veil, dem langjährigen Vereinsvorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden.

Mehr als 90 Jahre Vereinsgeschichte

Ideell in dem 1909 gegründeten Landesverein für Vorgeschichte verwurzelt, wurde der neue Verein sehr schnell zum Sammelbecken archäologischen Engagements und zählte schon bald über 200 Mitglieder. Die Förderung von Wissenschaft und „Aufklärung aller Bevölkerungskreise“ über Lehrgänge und Vorträge stand damals wie noch heute im Mittelpunkt der Aktivitäten, auch die Zeitschrift DIE KUNDE wurde bereits 1932 ins Leben gerufen. Ein Arbeitsschwerpunkt war die „Schulung“ ehrenamtlich tätiger Laien.

Die zentrale Figur jener Anfangszeit – und über viele Jahrzehnte hinweg – war Professor Karl Hermann Jacob-Friesen (Porträt in Wikipedia): Vereinsgründer, Leiter des Provinzial-Museums und Initiator der Zeitschrift in einer Person. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung gerieten Jacob-Friesen und der Verein, der nun Arbeitsgemeinschaft für die Urgeschichte Nordwestdeutschlands hieß, zwischen die Fronten wissenschaftlichen Anspruchs einerseits und der politischen Rassenideologie andererseits. Die Einflussnahme der NSDAP war vor allem in Hermann Schroller, zeitweise Kustos am Provinzial-Museum, personifiziert. Die Arbeitsgemeinschaft für die Urgeschichte Nordwestdeutschlands (also die Vorgängerin des heutigen Landesvereins) integrierte nun volkskundliche Aktivitäten, wie es dem Wunsch der herrschenden Partei entsprach. Ausdruck dessen war zum Beispiel der (durchaus umstrittene) Beitritt zum Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte.

Neustart nach dem Weltkrieg

Im Jahr 1944 stellte der Verein seine Arbeit ein und auch für die Zeitschrift war kein Geld mehr vorhanden. 1950 gelang schließlich der Neustart mit erstaunlicher Kontinuität, nun allerdings befreit von politischen Zwängen: Jacob-Friesen wurde erneut Vorsitzender, die Vortragstätigkeit und die Zeitschrift wurden wieder aufgenommen, vermehrt wurden Studienreisen ins europäische Ausland angeboten.

Der Niedersächsische Landesverein für Urgeschichte (so nun der offizielle Name) integrierte später den in privater Initiative entstandenen Freundeskreis Ur- und Frühgeschichte am Landesmuseum Hannover (FUF). Auch der Arbeitskreis …STEINZEIT, das Forum Prähistorische Kunst und der weiter bestehende PraeHistorische Salon wollen die Begeisterung von Laien für die Archäologie nutzen und fördern.

Die Vereinsziele auf einen Blick

Der heutige Landesverein will:

  • Archäologische Forschung in Niedersachsen fördern.
  • Interesse und Verständnis für die heimatliche Ur- und Frühgeschichte in breiten Bevölkerungskreisen wecken.
  • Kenntnisse der Ur- und Frühgeschichte und ihrer Denkmäler in der Kulturlandschaft vermitteln.
  • Ehrenamtliche Arbeit für die Archäologie fördern.

Sie möchten noch mehr über die Geschichte des Landesvereins erfahren? Dann lesen Sie hier eine Zusammenfassung, niedergeschrieben vom ehemaligen Vorsitzenden Günter Wegner:

Hier das Interview mit Dr. Stephan Veil